Breathwork

Bewusstes Atmen lernen

Über unseren Atem.

Unser Atem ist etwas höchst Bemerkenswertes. Der Atem ist die einzige Körperfunktion, die zum vegetativen Nervensystem gehört und autonom funktioniert und dennoch von uns beeinflusst werden kann.

So wie unser Herzschlag oder unsere Verdauungsorgane arbeiten unsere Lungen von selbst. Dass wir atmen, darum müssen wir uns glücklicherweise nicht aktiv kümmern. Wie wir atmen, können wir praktischer Weise beeinflussen. 


Langsamer und tiefer Atem stellt sich bei uns autonom ein, wenn wir entspannt sind. Das bedeutet im Umkehrschluss: wollen wir entspannt sein, müssen wir langsam und tief atmen. Nach diesem Prinzip gibt es eine Reihe von Atemtechniken, die mit unterschiedlichen Rhythmen des Ein- und Ausatmens arbeiten.

Zuvor möchte ich Dir aber einen Einblick geben, was überhaupt beim Atmen in unserem Körper passiert:


  • Beim Einatmen gelangt Sauerstoff über die Lungen bis in unsere Lungenbläschen. Von dort diffundiert der Sauerstoff ins Blut und bindet sich an das Hämoglobin unserer roten Blutkörperchen. Auf diese Weise lässt sich der Sauerstoff bequem in unsere Zellen transportieren.


  • In den Zellen wird der Sauerstoff über unsere Mitochondrien zur Zellatmung genutzt. Dadurch entsteht ATP (Adenosintriphophat), die universelle Energiequelle unseres Körpers. Und es entsteht Kohlendioxid als Nebenprodukt dieses Stoffwechselprozesses.


  • Das Kohlendioxid diffundiert wiederum von den Zellen zurück ins Blut und auf diesem Weg zurück zur Lunge, wo es abgeatmet wird.

Kohlendioxid ist hierbei bei weitem nicht etwa nur ein Abfallprodukt. Kohlendioxid fungiert vielmehr als entscheidender Regulator unserer Atmung:


  • Der Kohlendioxidgehalt in unserem Blut ist nämlich der Hauptfaktor für die Regulation unserer Atemfrequenz. Steigt der Gehalt an Kohlendioxid - beispielsweise durch körperliche Aktivität - so erhöht sich unsere Atemfrequenz, um mehr Kohlendioxid ausscheiden zu können. Ein niedriger Kohlendioxid-Spiegel wiederum kann unsere Atmung verlangsamen oder beispielsweise auch ein längeres Atem anhalten (Retention) ermöglichen.


  • Zudem spielt Kohlendioxid eine zentrale Rolle in der Säure-Basen-Balance unseres Körpers. Ein hoher Kohlendioxid-Spiegel macht das Blut mit einem niedrigen pH-Wert saurer. Ein niedriger Spiegel macht das Blut wiederum mit einem höheren pH-Wert basischer.


  • Vor diesem Hintergrund lässt sich auch noch genauer erklären, wie die Abgabe des Sauerstoffs in unserem Körper geschieht. Denn je mehr Kohlendioxid im Körper bzw. je sauerer das Milieu, desto leichter trennt sich der Sauerstoff vom transportierenden Hämoglobin. Der sogenannte Bohr-Effekt.

Diese natürliche Wechselwirkung zwischen dem Gehalt von Sauerstoff und Kohlendioxid, zwischen Einatmen und Ausatmen ist eine der wesentlichen Grundlagen für unsere Gesundheit. Leider ist es nun heute so, dass diese Wechselwirkung immer häufiger gestört sein kann. Unser ambitionierter moderner Lebensstil, der uns mehr oder weniger hektisch durch unseren Alltag stürmen lässt, ist einer der primären Gründe hierfür. Dafür letztendlich, dass wir nicht mehr richtig atmen.


Klingt komisch? Ist aber so. Die einen von uns atmen mehr ein als aus. Die anderen atmen mehr ein als aus. Und noch mal andere tun beides in zu geringem Umfang. Die Folge ist in allen Fällen eine Unterversorgung unseres Körpers mit Sauerstoff.


Damit komme ich zurück zu meiner Einleitung und der bewussten Ein- und Ausatmung. Es gibt diverse Atemtechniken - im Rahmen des sogenannten Breathwork - die uns je nach individuellem und situativem Bedarf ein wertvolles Tool in die Hand geben können.

Meiner Einschätzung nach solltest Du Dich vor allem mit den folgenden beiden Breathwork-Techniken mal auseinandergesetzt haben:


Buteyko Methode


Diese Atemtechnik wurde nach dem damit erfolgreich praktizierenden Arzt Dr. Buteyko benannt und kann bei einer „Überatmung“ hilfreich eingesetzt werden. Also dem Einatmen von zu viel Sauerstoff entgegenwirken.


Hierbei wird dementsprechend nur leicht Sauerstoff - idealerweise über die Nase - eingeatmet und lange ausgeatmet. Es muss länger aus- als eingeatmet werden. Das klingt womöglich simpel, ist aber durchaus anspruchsvoll in der Durchführung. Es gilt Stück für Stück das Gefühl zu überwinden, zu wenig „Luft zu bekommen“.


Tägliches Üben der Buteyko-Methode für 10 bis 20 Minuten kann schon nach kürzerer Zeit einen sehr positiven Effekt auf unser Rundum-Befinden haben.

Wim Hof Methode


Wim Hof ist auch unter dem Namen „The Ice Man“ bekannt und hält die verschiedensten Kälte-Rekorde. In diesem Zusammenhang hat er auch eine bestimmte Atemtechnik etabliert, die ihren Ursprung bei der 1000-jährigen „Feueratmung“ der tibetanischen Mönche hat.


Diese Methode zielt vor allem auf die Harmonisierung der Wechselwirkung von Sauerstoff und Kohlendioxid ab. Da diese aber auch mit dem tiefen Einatmen von viel Sauerstoff verbunden ist, solltest Du für Dich selbst entscheiden, ob und in welchen Situationen Du diese für Dich einsetzen möchtest.


Folgender Atem-Abfolge wäre hierbei durchzuführen:


  • 30 mal tief in den Bauch ein- und ausatmen. Beim Ausatmen aber stets ein wenig Restsauerstoff im Körper behalten.
  • Dann den Atem so lange halten, wie es für einen funktioniert. 
  • Anschließend einmal ganz tief einatmen und den Atem 15 Sekunden halten. 
  • Danach wieder von vorn, 30 Mal tief in den Bauch einatmen.


ABER BITTE: Führe diese Atemtechnik idealerweise ausschließlich im Liegen durch. Aber vor allem niemals im Wasser, beim Autofahren oder ähnlichen unsicheren Situationen. 


Ich praktiziere die Wim-Hof-Atmung mehrmals in der Woche – mal häufiger, mal seltener und mal mehr, mal weniger intensiv. Immer in Abhängigkeit zu meiner jeweiligen individuellen Situation.

Und sollte es wirklich mal knapp mit der verfügbaren Zeit bestellt sein, ist es die "Box Atmung" - eine weitere der vielen, vielen Atemtechniken - die mich entspannen lässt. Wie schon erwähnt, ist es vor allem das tiefe, intensive Atmen in Kombination mit der Atemretention – dem Atem anhalten - die mir diese großartige Entspannung beschert. 


Probiere es unbedingt mal aus.

Selbstverständlich gibt es auch andere Ansätze,

die Atmen und Retention effektiv kombinieren,

die sehr gerne ebenfalls von Dir getestet werden können.

Und falls Du Fragen zur Anwendung hast, melde Dich wie immer sehr gerne bei mir.